Kulturinstitutionen und Öffentlichkeiten



In einer Konjunktur der Krisen, wie wir sie derzeit erleben, scheinen die Grenzen von Kunst, Wissenschaft und Öffentlichkeit zu verschwimmen: Öffentlichkeiten formieren sich und greifen mitunter Wissenschafts-, Kunst- und Kulturinstitutionen an. Umgekehrt möchten sozial engagierte Künste gesellschaftlich wirksam sein und entwerfen intervenierende Praktiken. Aktivistische Kunst stellt den etablierten Kunstbegriff infrage, indem sie Stellung bezieht, Partei ergreift und dadurch ihren Autonomiecharakter in Frage stellt. An Kunst- und Kulturinstitutionen wird heute vermehrt der Anspruch gestellt, sich expliziter mit gesellschaftlichen Problematiken auseinanderzusetzen und politisch wirksam zu sein. Jede ästhetische Praxis kann aber als eine Neukonfigurierung des öffentlichen (Diskussions-)Raumes und somit bereits als politische Praxis in einem allgemeinen Sinne verstanden werden. Es ist eine Frage der Öffentlichkeitspolitiken von Kulturinstitutionen, welche Lebensrealitäten sie ansprechen, welche Geschichten durch sie erzählt werden und ob wir für die jeweiligen Probleme überhaupt die Begriffe und Konzepte haben, um sie adäquat zu beschreiben.

Die hier versammelten Forschungsprojekte beschäftigen sich mit den politischen Dimensionen ästhetischer Praktiken in Kulturinstitutionen, wie z.B. Theater, Museum, Journalismus. In Schauspiel, Gestaltung, Ausstellungen sowie in Bildern und Texten untersuchen wir die Bearbeitung aktueller gesellschaftlicher und politischer Konflikte. Uns interessiert dabei das Konflikthafte, da sich darin eine Mehrstimmigkeit und differente Öffentlichkeiten zeigt. Wir fokussieren auf die inhärenten Machtstrukturen, die Netzwerke und Kollaborationsprozesse von Akteur:innen im Feld. Wir fragen nach der Rolle des Formalen und des Affektiven in der ästhetischen Praxis bei der Herstellung von politischen Öffentlichkeiten.

Das Pfauenfoyer Affective Publics        
Mediale Kriegsnarrative