Gefährliche Öffentlichkeiten und (Un)Sichtbarkeiten



Regenbogenflaggen an Regierungsgebäuden, Dragqueens im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, eine hohe Zustimmung für die ‹Ehe für alle›, Pride-Paraden in immer mehr Städten, eine non-binäre Person gewinnt den Eurovision Song Contest: Queere Lebensrealitäten scheinen in der breiten Schweizer Öffentlichkeit so sichtbar zu sein wie noch nie zuvor. Während diese Entwicklung gefeiert wird, nehmen Anfeindungen gleichzeitig zu – sowohl auf offener Strasse als auch im digitalen Raum. Mehr Sichtbarkeit führt nicht automatisch zu mehr Anerkennung und politischer Teilhabe.

Die beiden unter diesem Schwerpunkt versammelten Arbeiten beschäftigen sich mit queeren Lebensrealitäten in zwei unterschiedlichen Kontexten: dem Schulbetrieb und der queeren Kulturszene. Die Projekte verstehen (Un)Sichtbarkeit als ein Aushandlungsfeld für Fragen gesellschaftlicher Inklusion und gleichzeitig für Politiken, die diese Inklusion verhindern. Wir fragen nach dem Verhältnis von (Un)Sichtbarkeit und (Gegen)Öffentlichkeiten in den genannten Forschungsfeldern. In beiden Kontexten geht es uns um die Aushandlungen darüber, was öffentlich Queer-Sein bedeutet und welche Assimilations- und Widerstandspolitiken damit verbunden sind. Insbesondere interessiert uns das Zusammenwirken von Staat, Öffentlichkeit, Privatheit, Geschlecht und Heteronormativität als Ausdruck gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse. Besonders relevant für unsere Forschung ist dabei die Entwicklung, dass ‹Gender› verstärkt zur kulturkämpferischen Kategorie einer erstarkenden rechtspopulistischen Bewegung geworden ist.

Queere Kulturpraxis
Queere Pädagogik